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Warum es das Coronavirus im Winter leichter hat

21. Dezember 2020

Noch im Sommer 2020 sah es so aus, als sei das Coronavirus zwar noch nicht besiegt, aber doch zumindest unter Kontrolle. Dann kam der Herbst und mit ihm eine zweite Corona-Welle, und das in einem Ausmaß, das selbst Fachleute bisweilen überraschte. Doch wieso konnte sich das Virus so machtvoll zurückmelden? Warum scheint es im Winter um so vieles aggressiver zu sein?

Zunächst einmal ist festzuhalten: Das Virus an sich hat sich keineswegs verändert. Es sind die Umstände, die Wetter- und Umweltbedingungen, die eine Infektion mit dem Coronavirus im Winter leichter und wahrscheinlicher machen. Corona verbreitet sich bekanntermaßen über virushaltige Tröpfchen, wie man sie etwa beim Husten oder Niesen ausstößt, aber auch über sogenannte Aerosole: Auch das sind im Prinzip Tröpfchen, allerdings deutlich kleinere und leichtere. Deshalb sinken sie nicht sofort zu Boden, sondern können sich über Stunden in der Luft halten.

Geschlossene Räume ohne Luftaustausch sind ein Problem 

Virenhaltige Aerosole stellen draußen kaum ein Risiko dar, denn dort werden sie quasi vom Winde verweht und treten deshalb in so geringer Konzentration auf, dass eine Ansteckung mit Corona kaum zu befürchten ist. Je ungemütlicher es im Winter aber draußen wird, desto häufiger halten Menschen sich in geschlossenen Räumen auf. Wird dann über Stunden hinweg auch nur ein- und ausgeatmet, steigt die Konzentration der Coronaviren in der Luft immer weiter an.

Regelmäßiges Lüften hilft, zumindest etwas. Allerdings wird man im Winter bei Minusgraden kaum alle Fenster dauerhaft geöffnet halten und deshalb nicht so gründlich lüften, wie es nötig wäre, um die Konzentration der Viren in der Luft so weit abzusenken, dass sie nicht mehr gefährlich sind.

Trockene Luft begünstigt Coronaviren

Typische Winterviren und damit sehr wahrscheinlich auch das Coronavirus überleben eher, wenn die relative Luftfeuchtigkeit gering ist. Kalte Außenluft jedoch, wie sie im Winter nun einmal die Regel ist, kann nur wenig Feuchtigkeit aufnehmen. Kommt dann noch die Heizung dazu, wird die Luft weiter ausgetrocknet: Beste Bedingungen für Viren, denn je trockener die Luft, desto weniger Wasser lagert sich an den von Infizierten ausgestoßenen Partikeln an. Sie sind leichter und bleiben entsprechend länger in der Luft.

Dazu kommt, dass eine Umgebung mit warmer und trockener Luft die Schleimhäute austrocknet. Dadurch funktioniert der Abtransport der Viren über die Flimmerhärchen nur noch eingeschränkt; das Coronavirus findet so einen Angriffspunkt am Körper.

Wer es Corona ein bisschen schwerer machen will, sorgt deshalb für etwas mehr Luftfeuchtigkeit in geschlossenen Räumen, etwa durch einen Luftbefeuchter. Dessen Einsatz empfiehlt sich allerdings nur in Räumen, die nicht zur Schimmelbildung neigen.

Geschwächte Immunabwehr im Winter

Ganz allgemein ist das Immunsystem im Winter in der Regel etwas schwächer aufgestellt. Insbesondere mangelt es häufig an Vitamin-D, das nur in sehr begrenztem Umfang über die Ernährung zugeführt werden kann, sondern unter dem Einfluss von Sonnenlicht vom Körper selbst gebildet wird. Sonne allerdings ist im Winter Mangelware, sodass bei Vitamin-D-Mangel eine entsprechende Nahrungsergänzung sinnvoll sein kann.

Alle anderen Stoffe, die das Immunsystem benötigt, um effektiv zu funktionieren, können über eine gesunde und ausgewogene Ernährung zur Verfügung gestellt werden. Wer darüber hinaus noch etwas für die Immunabwehr tun will, geht auch bei winterlichem Schmuddelwetter viel nach draußen, um die Schleimhäute zu befeuchten und einen gezielten Temperaturreiz zu setzen, der das Immunsystem auf Trab hält. Denselben Effekt haben auch, solange Saunagänge Corona-bedingt nicht möglich sind, Wechselduschen mit abwechselnd warmem und kaltem Wasser.

 

Referenzen

Pischke, Wilhelm (2020). Warum es Corona im Winter leichter hat. Link
Fux, Christiane (2020). Corona: Trockene Luft begünstigt Aerosole. Link
Robert Koch Institut (2020). Epidemiologischer Steckbrief zu SARS-CoV-2 und COVID-19. Link